Zusammenfassung: „Concretely“ ist ein Podcast, der sich der Bauwerkserhaltung widmet, mit einem Fokus auf die Herausforderungen und Chancen der Erneuerung alternder Infrastrukturen in Industrieländern. Durch Expertengespräche aus verschiedenen Bereichen der Bauindustrie beleuchtet er innovative Lösungen, Nachhaltigkeitsaspekte und die Notwendigkeit einer verbesserten Zusammenarbeit über Branchengrenzen hinweg. Ziel des Podcasts ist es, nicht nur die physischen Strukturen zu stärken, sondern auch die Verbindung zwischen Fachleuten zu fördern und ein breiteres Verständnis für die Komplexität der Bauwerkserhaltung zu schaffen. „Concretely“ richtet sich an Fachleute in der Bauindustrie, Studierende und alle, die sich für den Bereich der Bauwerkserhaltung interessieren.
Transkript
Willkommen bei Concretely
Ich bin euer Host Johannes Lohner und ich unterhalte mich mit Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen über den Erhalt unserer Bauwerke.
Unserer Infrastruktur ein Fundament unserer heutigen Gesellschaft wird alt, der Großteil davon, in Industrieländern wie in Europa oder Nordamerika wurde in den 60er 70er Jahren gebaut. Um das zu erläutern möchte ich auf das Beispiel der Autobahnbrücken eingehen.
In der Schweiz gibt es ca. 4500, in Österreich 4700 und in Deutschland 10x mehr: 40.000. Allein in der Schweiz wurden in den zehn Jahren zwischen 1953 und 1964 jährlich 60% mehr Brücken gebaut. Das heißt, dass die Anzahl neuer Brücken alle drei Jahre vervierfacht wurde.
Diese Brücken halten nicht ewig. Wenn wir bei diesem Brücken von der Lebenserwartung von 75 Jahren ausgehen, heisst das, dass in vier Jahren, also 2028, zunehmend mehr Ressourcen benötigt werden um diese Brücken zu ersetzen.
In den darauffolgenden Jahren, zwischen 1964 bis 1980, wurden durchschnittlich 150 Autobahnbrücken pro Jahr gebaut. Die Maximalzahl belief sich sogar bei 225 Autobahnbrücken in einem Jahr.
In der Schweiz würde der Satz dieser 150 Autobahnbrücken durchschnittlich 1,3 Milliarden Franken pro Jahr bedeuten. Diese 1,3 Milliarden Franken sind die Kosten um die bestehenden Brücken zu ersetzen. Wir geben aber heute bereits sehr viel Geld aus um die bestehenden Brücken zu halten. Der größte Schadensmechanismus dabei ist die Bewehrungskorrosion. Bereits heute kostet die Korrosion an Schweizer Straßenbrücken den Steuerzahler 1000 CHF/Minute. Diese Zahl kommt aus in der Forschungsarbeit von ETH-Professor Ueli Angst, welchen wir in unserer zweiten Podcast Folge begrüßen dürfen.
Dann kommen aber auch noch indirekte Kosten dazu: Im Jahr 2001 wurde die Gesamtwertschöpfung des Verkehrs in der Schweiz mit fast 60 Milliarden Franken pro Jahr bewertet. Daher können durch Straßensperrungen noch deutlich höhere Sozioökonomische Kosten entstehen. Speziellen an Verkehrsrouten wie dem Brenner oder dem Gotthard, wo es ja auch im September 2023 zur Abplatzungen an der Zwischendecke kam.
Wir sind für diesen Ressourceneinsatz nicht gerüstet.
Einerseits personell: die uns anstehende Pensionierungswelle wird den heutigen Fachkräftemangel nur verstärken.
Aber andererseits bezüglich der Nachhaltigkeit: um unsere Klimaziele zu erreichen, wollen wir ja in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den CO2 Ausstoß drastisch reduzieren.
Gehen wir auch hier wieder auf das Beispiel der Schweizer Autobahnbrücken ein. Die Schweizer Autobahnbrücken bestehen aus Unterführungen, Überführungen (das sind Brücken die über die Autobahn gehen) und aus normalen Brücken die Hindernisse überqueren wie Täler oder Flüsse. Man könnte bei einer durchschnittlichen Brücke von ca 500 Kubikmeter Beton ausgehen. Ein Kubikmeter Beton wiegt ca. 2,4 Tonnen. Davon sind 1/5 Zement. Bei der Herstellung von einer Tonne Zement entstehen ca 900 kg CO2. Das heißt, dass der Ersatz von 150 Autobahnbrücken im Jahr ca. 33’000 Tonnen CO2 verursachen würde. Das ist circa die Menge CO2, die die gesamte Landwirtschaft der Schweiz ausstößt.
Jetzt haben wir aber nur bei Straßenbrücken geredet. In der Transportinfrastruktur gibt’s dann auch noch Bahnbrücken, Tunnel, Stützmauern, Flughäfen und vieles mehr. In der Energie, Wasser/Abwasser und Kommunikationsinfrastruktur kommen noch Strommasten, Kanäle, Abwasserreinigungsanlagen, Dämme, Wehre und so weiter hinzu. Und dann gibt’s natürlich auch noch viele andere Bauwerke wie zB im Zivilschutz, in der Industrie, Wohn und Bürogebäude und so weiter.
Die genannten Probleme bieten aber auch enorme Möglichkeiten. Es gibt bereits heute sehr viel Bestrebungen um die Herausforderungen anzugehen. Dazu gehören Rechenmodelle, Sensoren, Bilderkennung, Drohnen, nachhaltige Materialien usw., auf die wir alle auch in diesem Podcast eingehen werden.
Oft werden diese Möglichkeiten aber nicht vollständig genutzt. Pilotprojekte werden zwar durchgeführt, aber nicht großflächig ausgerollt oder miteinander verknüpft. Das Gelernte wird oft, nicht weitergegeben und am Status Quo festgehalten. Ich möchte herausfinden, warum das so ist und was notwendig ist um eine Lösung zu finden die für alle Parteien nützlich und anwendbar ist.
In dem Podcast gehen wir daher nicht nur darauf ein, wie wir die maroden Brücken wieder festigen, sondern auch, wie wir die Brücken zwischen uns stärken können und das Silodenken reduzieren können. Mein Ziel ist es, zusammen, die Bauwerkserhaltung zu verbessern und Möglichkeiten zu finden Ressourcen schonender zu handeln.
Wie können wir das machen? Ich denke das schaffen wir nur wenn wir offener mit Problemen umgehen, Verantwortung übernehmen und Neues wagen, besser zusammenarbeiten und auch über Industrie und Landesgrenzen hinweg voneinander lernen.
Deswegen habe ich den Podcast gestartet, indem ich mit verschiedenen Experten im DACH-Raum wie Unternehmer, Subunternehmer, Ingenieure, Eigentümer, operativen Teams, Professoren, Start-ups und so weiter reden. In diesen Gesprächen möchte ihre Perspektiven, ihre Herausforderungen, sowie ihre Sicht auf den Stand der Technik kennenlernen. Ich möchte Pilotprojekte und neue Technologien vorstellen, aber vor allem möchte ich euch, den Zuhörern, einen umfangreichen Einblick bieten, sowie Unmöglichkeit aufzeigen um die Probleme in der Bauwerkserhaltung zu lösen.
Wer sind die Zuhörer? Für mich ist das die ganze Bauindustrie weil die Erhaltung und der Neubau sehr eng zusammenhängen, aber auch Studenten und Schüler die mehr über die Bauindustrie erfahren möchten.
Ich werde alle zwei Wochen eine Folge veröffentlichen und ihr findet mich auf meiner Homepage unter: www. concrete-ly.com, aber auch auf LinkedIn unter „Johannes Lohner“ oder auf Spotify unter „Concretely“.
Wie kannst du einen Beitrag leisten? Am meisten würde es mich freuen wenn ihr auf meiner Homepage bei der jeweiligen Folge kommentiert oder diskutiert, aber auch wenn ihr den Podcast mit euren Freunden und Kollegen teilt.
Ich freue mich euch bald wieder bei Concretely begrüssen zu dürfen!
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