Podcast Concretely Episode: Beschichtungsschäden am Bau: Warum billig oft teuer kommt - mit Severin Werner

Beschichtungen & Bauschäden: Praxiswissen vom Profi

mit Experten Severin Werner von der LPM AG

Blasen durch Taupunktannäherung/-unterschreitung in einer Deckbeschichtung eines im Erdreich verbauten Innenpools sowie braune Ablagerungen durch mikrobielle Einflüsse im Bereich von Poren - von Severin Werner, LPM

Zusammenfassung

In dieser Folge von Concretely spricht Johannes Lohner mit Severin Werner, einem erfahrenen Chemiker und Gutachter bei LPM, über Beschichtungen im Bauwesen. Thematisch geht es um typische Schwachstellen bei der Applikation, Ursachen für Bauschäden, Messmethoden für Feuchte, und wie Qualitätssicherung besser umgesetzt werden kann.

Beschichtungen im Bauwesen: Mehr als nur Optik

Beschichtungen sind aus dem modernen Bauwesen nicht mehr wegzudenken – ob in Parkhäusern, Hotelküchen oder Industriehallen. Doch sie erfüllen nicht nur ästhetische Zwecke, sondern sind entscheidend für den Schutz von Betonbauteilen. Besonders in Bereichen, die Chloriden oder Feuchtigkeit ausgesetzt sind, verlängern Beschichtungen die Lebensdauer von Beton um bis zu 20 Jahre. Gleichzeitig steigen die Ansprüche: Bauherren beurteilen oft rein optisch – selbst wenn in der Ausschreibung nur technische Anforderungen definiert sind.

Häufigsten Schadensursachen

Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Schadensanfälligkeit von Beschichtungen. Laut Severin Werner, der über 1000 Schadensfälle begutachtet hat, ist Zeitdruck eine der Hauptursachen. Wird zu früh appliziert – etwa bei noch feuchtem Untergrund – oder ohne Berücksichtigung von Temperatur und Taupunkt, drohen schwerwiegende Folgeschäden. Hinzu kommen Verarbeitungsfehler, etwa falsche Mischungsverhältnisse bei 2K-Systemen oder sogar der Einsatz ungeeigneter Produkte. Auch bei der Ausschreibung passieren Fehler: Teilweise werden Produkte verlangt, die es in dieser Form gar nicht gibt.

Osmoseschäden: Unsichtbare Gefahr

Ein eindrückliches Beispiel liefert ein Kläranlagenbecken, dessen Beschichtung nachträglich massivste Blasen bildete. Ursache war eine Kombination aus bauschädlichen Salzen im Beton und Osmoseeffekten: Wasser diffundierte durch die Beschichtung, reagierte mit den Salzen im Untergrund und zerstörte das Gefüge – bis hin zur Ablösbarkeit mit dem Finger. Osmose ist dabei kein Einzelfall: Auch rückwärtige Feuchte, nicht abgeführte Lösemittel oder falsche Untergrundvorbereitung führen zu Problemen, die sich oft erst nach Monaten oder Jahren der Nutzung zeigen.

Die richtige Feuchtemessung

Ein besonders kritisches Thema ist die Feuchtemessung vor Applikation. In der Praxis werden oft elektronische Geräte wie das Tramex verwendet, die nur relative Werte im obersten Bereich liefern – häufig beeinflusst durch Bewehrung oder Zuschlagstoffe. Normgerecht wären jedoch absolute Methoden wie die CM-Methode oder die Darr-Methode, welche die Feuchte durch Masseverlust bzw. Gasentwicklung bestimmen. Wird hier geschlampt, können Haftgrundierungen aufweichen, Anstriche versagen oder Bodenbeläge abheben – wie ein Fall in einem Schulhaus und einem Fitnesscenter deutlich zeigen.

Beschichtungen brauchen Qualitätssicherung

Severin Werner plädiert klar für eine unabhängige Qualitätssicherung: Nicht der Unternehmer selbst, sondern der Bauherr oder ein externer Prüfer sollte für Kontrollen verantwortlich sein. Besonders wichtig sind dabei Messungen der Oberflächenzugfestigkeit, Dokumentation der Applikationsbedingungen sowie eine saubere Abstimmung aller Gewerke. Denn: Wer nur auf Zeit und Preis achtet, spart oft an der falschen Stelle. Getreu dem „Ruskinschen Gesetz“ kann das teuer werden – mit Totalschäden, Nutzungsausfällen und Rechtsstreitigkeiten. Qualität und realistische Bauzeit sind der Schlüssel für nachhaltige Bauwerke.

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